In diesem Fall ist das Eckige jedoch die Kinoleinwand! Oldenburg ist im Fußball Modus, wenn nicht sogar Rausch. Anders kann man die letzten Tage, Wochen kaum beschreiben. Kaum ist der Aufstieg des VfB Oldenburgs in trockenen Tüchern, zurück in die 3. Liga, da erwartet uns direkt ein weiteres Fußball-Highlight, wenn auch von der etwas anderen Sorte.
Denn ab morgen, also vom 09. bis zum 12. Juni findet in zweiter Auflage das Fußballkultur- und FIlmfestival Gegengerade statt. Nachdem bereits das vorherige Jahr ein voller Erfolg war, gibt es dabei auch dieses mal ein reichhaltiges Programm von Filmen, Vorträgen, Lesungen, einer Podiumsdiskussion, einem Fußballkleinfeldturnier sowie ein Fotowettbewerb. Eine Party darf natürlich auch nicht fehlen. Dabei findet ein großer Teil der Veranstaltungen, authentischer könnte es gar nicht sein, direkt im Oldenburger Marschwegstadion statt. Filmvorführen, umgeben von meisterhaftem Aufstiegsflair, der sehr wahrscheinlich noch immer in der Luft liegen wird - da sind wir uns sicher.
Das Spannende an der ganzen Sache: hier feiert sich nicht einfach eine Szene blind und beweihräuchert sich selbst, sondern das Gegenteil ist der Fall! Mit kritischem Blick wird hier über den Spielfeldrand hinaus auf einen Bereich unseres Lebens geblickt, der vielleicht nicht jeden von uns interessiert aber doch einen massiven gesellschaftlichen Einfluss hat. Fußball ist eben doch wirklich mehr als einfach nur ein Sport. Er ist nicht nur für den einen Leidenschaft und eine Herzensangelegenheit, sondern für andere auch Geschäft und beinharte, zum Teil skrupellose Politik.
Menschenrechte im Fokus
Dies möchte man auch, gerade vor dem Hintergrund der anstehenden Fußball Weltmeisterschaft in Katar, thematisieren. Einer der Schwerpunkte ist aus diesem Grund das Thema Menschenrechte. So wird das Festival, nach einem Eröffnungsgrußwort von Oberbügermeister Jürgen Krogmann, morgen um 19 Uhr mit dem Film „The Workers Cup“ eröffnet.
Der Film erzählt von den Lebens- und Arbeitsbedingungen afrikanischer und asiatischer Wanderarbeiter in Katar, die dort die Stadien und Einrichtungen bauen, die für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 benötigt werden und davon, wie für die Arbeiter jährlich ein Fußballturnier ausgerichtet wird, das man den Workers Cup nennt.
Beim Fußballspielen mit den anderen Gastarbeitern, abseits der glänzenden Fußballstadien hinter ihren staubigen Arbeitslagern, vergessen sie, wenn auch nur zeitweise, ihre Enttäuschung darüber, dass viele von ihnen vor dem Unterzeichnen der Arbeitsverträge von den Anwerbern in ihren Heimatländern getäuscht, mit falschen Versprechungen in das Land gelockt wurden und jetzt für die halben Gehälter arbeiten, die ihnen versprochen wurden und darüber hinaus auch ihr Leben riskieren. Denn bei den Bauarbeiten für die WM 2022 starben lt. ZDF bisher bereits ca. 15.000 Menschen.
Fankultur – nur was für Männer? Von wegen!
Doch auch weitere Themen werden eine zentrale Rolle spielen. So zeigt die Helene Lange Schule vom 09. bis zum 16. Juni die Ausstellung „Fantastic Females“. Die Ausstellung konfrontiert uns mit der Fragestellung was wissen wir eigentlich über Frauen in den Fanszenen Europas wissen und welche Geschichten sie zu erzählen haben und wie ihre Sicht auf „die schönste Nebensache der Welt“ ist. Denn von Beginn an gab es auch Frauen in den Fußballstadien – oft nicht offiziell, manchmal nicht erwünscht und auch nicht überall sichtbar, aber sie waren schon immer da. Nur dort, wo es Bücher und Interviews über den Fußball oder seine Fans gibt, sind es bis heute selten Frauen, die die Geschichten erzählen. Ebenso stehen weibliche Fans kaum je im Mittelpunkt existierender Fan- oder Fußballlegenden.
Das Projekt Fan.Tastic Females – Football Her.Story möchte deshalb die Geschichten fan.tastischer Frauen erzählen – über Ihre Liebe und Leidenschaft für den Sport, über ihren Weg auf die Tribünen, ihre großartigsten, eindrucksvollsten, lustigsten aber auch ihre weniger schönen Momente im Fußball.
Wir sagen: ob Fan oder nicht - ein Besuch des Festivals lohnt sich allemal - klare Empfehlung!
Das vollständige Programm, alle weiteren Veranstaltungen und Informationen zu den Tickets/Ticketpreisen findet ihr auf der Website des Gegengerade Fußballkultur- und Filmfestivals: www.gegengeradefilmfestival.de
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