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KOLUMNE: SAME SAME BUT DIFFERENT

Seit Mitte 2020 schreibt Kulturschnacker Thorsten eine monatliche Kolumne für die Spielzeitung des Staatstheaters. Digital findet ihr sie unter www.staatstheater.de. Oder: hier.

Die Titelseite der März-Ausgabe der Spielzeitung des Oldenburgischen Staatstheaters. Sie zeigt einen lachenden Mann.
Gute Stimmung und Frühlingsgefühle: durchaus angemessen - gäbe es Wladimir Putin nicht. (Bild: S. Walzl)

Öffnungen? Kennen wir schon. Aber diese sind anders.


Es mag ein furchtbar banaler Einstieg sein, aber ich denke gerade nur an das eine: Frühling! Es gibt ja wahrlich genügend Gründe, diese wunderbare Jahreszeit nach allen Regeln der Kunst zu feiern. In diesem Jahr kommt aber noch einer dazu: viele Einschränkungen für den Kulturbetrieb werden in den kommenden Wochen fallen. Das heißt: Wir haben die Chance auf die Rückkehr zu einer Art Alltag und auf einen unbeschwerten Sommer. Ist das nicht absolut großartig?


Ja, das ist es, aber: Haben Sie auch gerade ein Deja vu? Gab es sowas nicht schon mal in den letzten vierundzwanzig Monaten? Im Sommer 2020? Oder im Sommer 2021?


Die Erleichterung, die Hoffnung, die Vorfreude – all das kommt mir sehr bekannt vor. Wiederholt sich die Geschichte etwa noch einmal? Oder ist dieses Mal alles anders, weil sich die Vorzeichen verändert haben?

Ganz ehrlich: Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber das macht es immerhin leicht, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Und die sieht nun einmal – siehe oben – nicht so schlecht aus.


Kultur ohne Unsicherheiten


Zwar geht ohne Maske weiterhin nichts. Sie bleibt das Accessoire dieser Frühlingssaison. Die Gefühlslage ist dennoch eine andere – bessere – als bei den letzten Öffnungen. Same same but different. Warum? Zum einen startet die Kultur nicht aus einem Lockdown heraus. Konzerte waren eher die Ausnahme, vieles andere fand aber statt – „im Rahmen des Möglichen“, wie es so schön heißt. Wir konnten ins Theater, zu Lesungen, in Ausstellungen. Das heißt: weder Akteure noch Publikum sind völlig aus der Übung. Zum anderen registriere ich ein großes Bedürfnis nach Kultur ohne all die Unsicherheiten, die in den letzten Jahren wie Spaßbremsen wirkten – und eine große Vorfreude auf Kultur mit all den Gefühlen, die damit (und nur damit!) einhergehen.


Ich bin dankbar (und halte es nicht für selbstverständlich!), dass dieser Monat der Öffnungen mehr ist als nur Symbolik.


Dank unserer Szene ist die Öffnung nicht theoretischer Natur, sie bedeutet ganz konkrete Möglichkeiten. Unermüdlich wurden Stücke geschrieben und geprobt, Programme entwickelt und Aufführungen terminiert, abgesagt, neu geplant, wieder geändert und nun – vielleicht endgültig? – fixiert.

Respekt für dieses Durchhaltevermögen! Jetzt ist das Publikum an der Reihe. Und das heißt: Hingehen, ansehen, aufsaugen, fühlen, schwelgen, genießen.


Allein mit Ausstellungen könnte man den Monat schon füllen (und wahrscheinlich übersehe ich dabei noch welche): Im Kunstverein läuft die Schau von Viktoria Binschtok, im Staublau sind Werke von Arjo Passchier und Bernard Divendal zu sehen, die VHS zeigt Bilder von Anke Ibe, Clara Jo ist mit „Mirror Touch“ noch bis Ende des Monats im Edith-Ruß-Haus zu Gast und im Augusteum sollte man die Sammlung Hupertz nicht verpassen. Auch die World Press Photo Ausstellung läuft noch ein paar Tage und hat wie immer ein starkes Rahmenprogramm, aber das muss man ja kaum noch bewerben.


Der Frühling: seriös zu kalkulieren


Ab Mitte des Monats wartet übrigens noch ein kleines Schmankerl auf die Oldenburger Kulturszene. Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Nur eines steht fest: es wird bald deutlich mehr über Kultur geschnackt als zuvor. Mehr dazu demnächst an dieser Stelle.


Der Einstieg in diese Kolumne mag tatsächlich banal gewesen sein, aber immerhin ist die Eintrittswahrscheinlichkeit des Frühlings einigermaßen seriös zu kalkulieren. Für den Rest des Jahres sind die Prognosen schwieriger. Vielleicht erleben wir im Herbst schon das nächste Deja Vu und alles beginnt von vorn: Auslastungsgrenze, Schachbrettmuster, Verschiebebahnhof. Deshalb: Genießen wir den Moment, genießen wir den Frühling. Es gibt ja wahrlich genügend Gründe, diese wunderbare Jahreszeit zu feiern. Und in diesem Jahr kommt noch einer dazu. Same same but different.

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