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ES IST POLYARTICA!

Sommer ist Festivalzeit! Für viele Oldenburger:innen gehören Trips nach Dangast, Cuxhaven oder Scheeßel zu den Fixpunkten des Jahres. Und Oldenburg selbst? Hat mit Kultursommer und Einfach Kultur immerhin einige Events, die dem Festivalgedanken nahekommen. Nun bekommt diese Reihe einen Zuwachs - und der ist definitiv anders als alle anderen. Ein Pluspunkt?


Den üblichen Rahmen sprengen: Bei Polyartica ist alles anders als bei anderen Festivals. (Bild: Polyartica)

Was macht ein Festival zu einem Festival? Zu Klärung dieser Frage gibt eine in Deutschland überraschenderweise keine DIN-Norm, ja nicht einmal eine Richtlinie. Einige Dinge gehören für die meisten aber fest dazu: Bekannte Acts, mehrere Bühnen, unzählige Stände, überfüllte Zeltplätze. Beim Polyartica Festival gibt es: Nichts von alledem.


Und doch trägt es seinen Namen zurecht. Durchforstet man nämlich die gängigen Enzyklopädien, dann lässt sich die Definition eines Festivals auf einen einzigen Satz reduzieren, nämlich: „Eine kulturelle Großveranstaltung mit mehreren Künstler:innen“, Und genau das bekommt ihr auch bei Polyartica geboten - in einer Dichte und Vielfalt, die sich manch größeres Festival wünschen würde!


 

POLYARTICA FESTIVAL


MIT DEAF LIZARD, EINSTURZ, ATLLANTIC MANFRED, SONJA ORBIT, WLKO, HOUSEINFARKT / DJ LARK


SAMSTAG, 3. AUGUST 2024

AB 15 UHR


POLYESTER KLUB

AM STAUGRABEN

26122 OLDENBURG


 

Mehr Kunst geht nicht


Polyartica also. Interessanter Name. Genau wie das Metropoly scheint es damit Bezug zur Location aufzunehmen. Aber: Da ist noch mehr: Denn „poly“ ist - wie wir Bildungsbürger:innen natürlich alle wissen - das griechische Wort für viel. Und „viel“ ist es tatsächlich, was die Gäste am 3. August im Polyester geboten bekommen. Nicht nur spielen drei Bands und legen vier DJs auf. Nein, es gibt auch eine ausgewachsene stil- und genreübergreifende Kunstausstellung von Skulptur bis Street Art. Zudem kann man Digitale Kunst in einer Virtual Gallery bestaunen. Und damit nicht genug: Auch Workshops gibt es, ebenso wie Mitmachaktionen für Kinder.


Ein Gemälde, das beim Polyartica Festival im Polyester Oldenburg zu sehen sein wird.
Konstant kreativ: Ob Digitalkunst oder Malerei - bei Polyartica pulsiert vor Ideen. (Bild: Polyartica)

Und wenn an dieser Stelle immer noch jemand sagt „Das reicht nicht“, sei dieser anspruchsvollen Person ein weiteres Highlight ans Herz gelegt: Die unseres Wissens erste BYO-Kunstausstellung Oldenburgs! BYO? Das steht für „Bring you own“ und bedeutet nichts anderes, als dass du dein eigenes Meisterwerk mitbringen und direkt an die Wand hängen darfst. Wer weiß? Vielleicht beginnt deine persönliche Kunstkarriere an einem Sommersamstag im Polyester Klub - bei einem Festival, das anders ist als alle anderen.


Besonders ist an Polyartica aber nicht nur die ungeheure Vielfalt, sondern auch die Attitüde, mit der das Projekt einhergeht. Hier wird die Kunst nicht auf einen Sockel gestellt, der sich über den gemeinen Pöbel erhebt, sondern in die Mittel der Gemeinschaft, nahbar und zugänglich. Man glaubt beinahe, den Spaß zu spüren, den die beiden Macher Daniel und Manuel bei der Planung des Projekts hatten. Apropos: Mit denen haben wir über Polyartica gesprochen. Was sie gesagt haben? Das lest ihr hier!



 


Wer das prall gefüllte Plakat von Polyartica sieht, ahnt sofort: Dahinter steckt niemand, der routiniert wöchentliche Veranstaltungen abspult. Wer seid ihr?


Das Plakat zum Polyartica Festival in Oldenburg
Prall gefüllt: Mehr Programm ging nicht, es passte nicht aufs Plakat. (Bild: Polyartica)

Die Veranstaltung wurde von den beiden Oldenburger Künstlern Daniel Oppermann und Manuel Mahn alias Crypsybear ins Leben gerufen. Der Polyester Klub hat uns beiden direkt von Anfang an unterstützt und nach und nach konnten für die Veranstaltung weitere Unterstützer gewonnen werden. Daniel ist Künstler und Musiker in der Band Atlantic Manfred. Manuel / Crypsybear ist Künstler der bisher zwar international, aber ausschließlich digital ausgestellt hat. Gemeinsam erschaffen wir ein Art-Festival das Welten vereint, die auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen scheinen, aber gerade dass macht den Reiz aus. Es ist ein Festival für wirklich jeden.



Unterschiedliche Welten zu vereinen ist ja ein mutiges Vorhaben. Warum macht ihr das? Und warum im Poly?


Warum nicht? Zwar gibt es eine große Kulturszene in Oldenburg, aber eine Veranstaltung mit einem so vielfältigen Mix wie wir ihn mit Polyartica erreichen werden, gibt es bisher nicht in der Stadt. Der Veranstaltungsort / das Polyester hat seit vielen Jahren eine besondere Klubkultur und das Polygenos Haus ist ein einzigartiger Kulturraum. Das Poly bietet für den Mix aus Kunst, Mitmachaktionen, Bands und DJs einen idealen Raum für Begegnungen.



Schwerpunkt Gitarre: Deaf Lizard, Einsturz und Atlantic Manfred sind drei sehr unterschiedliche Bands, haben aber durchaus Gemeinsamkeiten. (Bilder: Bands)


Ihr habt eine enorme Genre- und Stilvielfalt: Graffiti, Pixel Art, Malerei, Skulptur, Polaroids, Digitalkunst, dazu Bands und DJs. Wird das nicht unübersichtlich? Oder bereichert sich Kunst gegenseitig?


Wir haben festgestellt, dass jede Kunst und Musikform ihre individuellen Reize hat. Ausstellungs- und Konzertbesucher bleiben aber häufig unter sich, in ihrer "Szene". Diese Grenze wollen wir mit dem Polyartica Festival durchbrechen. Der vielfältige Stil-Mix führt zu ganz neuen Erlebnissen - und am Abend tanzen Punk Rocker:innen mit Volksmusiker:innen, unterhalten sich Graffiti-Künstler:innen mit Bildhauern:innen. Gegensätze ziehen sich an und die Kunst zu feiern verbindet die Menschen.



Manche scannen die Festival Line-Ups vor allem nach bekannten Namen. Spoiler: Die Foo Fighters werden sie bei euch nicht finden. Wenn man keinen Namen kennt - warum soll man trotzdem kommen?


Vermutlich sollte man gerade deshalb kommen. Das Festival bietet bewusst auch solchen Künstlern eine Bühne die noch entdeckt werden wollen. Experimentierfreudige, die offen für Neues sind, können auf dem Festival viel entdecken. Das Bekannte kennt man ja bereits.


Ein Golden Retriever schleckt in einem Pixel Art Motiv an einem Eis. Zu sehen beim Polyartica Festival in Oldenburg.
Oh, wie süß: Pixelart spielt häufig mit Ironie und Nostalgie. Ist dazu auch unser Interview mit Say Love! (Bild: Polyartica)

Bei euch geht's nicht um große Namen, es gibt keinen Headliner. Aber Hand aufs Herz: Was ist das heimliche Highlight des Programms?


Es entstehen neue heimliche Liebschaften zu Kunstformen die man vorher nicht mal mit der Kneifzange angefasst hätte und nach dem Abend werden Babies zwischen Rockern und Bildhauern gezeugt ... ähm nein mal im Ernst ... Das Highlight wird es sein, wenn Vernissage und Konzert auf der selben Veranstaltung verschmelzen und man selber Kunst erschaffen, Kunst erleben, Shirts drucken, Polaroids machen und dazu abtanzen kann.



Ganz ehrlich: Wie sind jetzt ziemlich angefixt. Deshalb die bange Frage: Ist das eine einmalige Sache? Oder dürfen wir uns auf ein jährliches Festival freuen? 


Wir werden zunächst beobachten ob das recht neue Format ankommt und den Festival-Besucher:innen Spaß macht. Wenn wir viel Zuspruch bekommen, dann würden wir das Art-Festival gern in 2025 mit neuen Künstler:innen und Programmpunkten fortsetzen.



 


Substanz mit Fun-Faktor


Man kann nicht anders: Wenn man sich mit Polyartica beschäftigt, dann macht das einfach Spaß. Und man ertappt sich beinahe bei dem urdeutschen Gedanken: Wenn etwas Spaß macht, kann das dann auch gut sein? Oder verlangt Qualität nicht nach einer weihevoller Ernsthaftigkeit und sorgfältig einstudierten Nachdenklichkeitsposen?


Menschen im Polyester Klub Oldenburg, dem Ort des 1. Polyartica Festivals
Typisch Poly: Ebenso wie das Festival tanzt der Klub gerne aus der Reihe - zum Beispiel mit unscharfen Fotos. (Bild: Polyester Klub)

Unsere Antwort: Klares Nein! Denn was wir bisher an Kunstwerken gesehen haben, ist extrem kreativ, innovativ und ironisch. Das sind keine unbeholfenen Gehversuche, die mit Humor die eigenen Unzulänglichkeiten kaschieren wollen. Hier sind Leute am Werk, die anspruchsvolle Kunst machen und trotzdem Fun haben. Oder gerade deswegen? Auf jeden Fall ist dieser Ansatz ansteckend und mitreißend. Und sowieso: Street Art, Live Acts, DJs, Workshops und mehr - für gerade Mal fünf Euro? Da kann's nur eine Reaktion geben: Nicht wie hin da, es ist Polyartica!

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