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ZEIT FÜR EIN EREIGNIS

Das Kulturjahr 2023 hatte einen Makel: Neben enigen anderen Veranstaltungen fiel auch das Elektro- und Techno-Festival „Ein außergewöhnliches Ereignis“ aus. Schuld daran war eine gesetzliche Neuregelung: Sie hatte die kulturelle Zwischennutzung auf dem Gelände des Alten Klärwerks nahezu unmöglich gemacht. Doch in diesem Jahr ist wieder alles anders. Höchste Zeit also für das nächste EAE!


Atmosphärisch: Nachts wird das ehemalige Klärbecken zum großen Dancefloor. (Bild: Ulf Duda)

Boom. Boom. Boom. Wer am zweiten Septemberwochenende irgendwo im Osten Oldenburgs unterwegs ist, wird die dröhnenden Bässe nicht überhören können, die in die Nacht hinausschallen. Einige leidenschaftliche Leserbriefschreiber:innen werden sich womöglich gestört fühlen. Viele andere aber folgen unbeirrt den Klängen, denn sie führen geradewegs zum „außergewöhnlichen Ereignis“. Das Festival für elektronische Tanzmusik wird seinem Namen einmal mehr alle Ehre machen, denn normal oder alltäglich ist tatsächlich nichts daran.


Zurück zu den Bässen: Dass man sie im Oldenburger Osten am besten hört, ist kein Zufall. Ihren Ursprung haben sie nämlich auf dem Gelände des Alten Klärwerks im Osthafen. Im Schatten der allgemeinen Aufmerksamkeit ist dort ein verwunschener Ort entstanden, der seine Eignung als Location für ein Elektro-Festival schon zweimal unter Beweis stellen konnte. Nicht zuletzt deshalb haben sich die lieben Menschen vom Freizeitlärm e.V. von der Zwangspause im letzten Jahr nicht beirren lassen. - und starten nun wieder voll durch!


 

EIN AUßERGEWÖHNLICHES EREIGNIS


FESTIVAL FÜR ELEKTRONISCHE TANZMUSIK


FR 13. SEPTEMBER 15-5 UHR

SA 14. SEPTEMBER 15-5 UHR

SO 15. SEPTEMBR 15-22 UHR


ALTES KLÄRWERK

26135 OLDENBURG



 

Mehr als nur Lärm


Seien wir ehrlich: Mit Techno-Festivals gehen gewisse Vorurteile einher. Die einen finden sie zu monton, die anderen zu laut. Und nicht zuletzt fühlen sich all jene ausgeschlossen, die mit Techno nichts anfangen können. Das Wunderbare am EAE ist allerdings, dass diese Vorurteile weitgehend ins Leere laufen. Zwar ist das Festival tatsächlich laut. Aber das muss es auch sein, wie sonst soll der Rhythmus unsere Körper und Herzen erreichen? Und außerdem hat Oldenburg gerade drei Nächte Stadtfest ausgehalten; wir sind hier also nicht sonderlich dezibelsensibel.


Mehr geht nicht: Im vorletzten Jahr wäre der Freitag fast und der Samstag komplett ausverkauft. (Bild: Kulturschnack)


Die andere Klischees treffen aber nur bedingt zu. „Wir legen Wert auf das Wort Tanzmusik“, erklärt Gesine, die sich beim Freizeitlärm e.V. um die Pressearbeit kümmert. „Von House über Techno und Trance bis hin zu Disco werden viele Geners und Subgenres elektronischer Musik vertreten sein.“ Die Tracks bewegen sich zwischen 120 und 150 bpm. Das ist zwar kein Kuschelrock-Tempo, theoretisch ginge aber noch sehr viel mehr. Es wird also nicht darum gehen, immer härtere und schnellere Beats aufzulegen, sondern stattdessen im Bereich des Tanzbaren zu bleiben. Monotonie? Kommt beim EAE nicht vor. Und genau deswegen muss sich auch niemand ausgeschlossen fühlen: Selbst wer Techno sonst eher nicht hört, findet hier Zugänge. Glaubt uns: Wir haben das selbst ausprobiert!



Geballte Ladung: Täglich bis zu 14 Stunden (!) stehen vorwiegend weibliche Acts hinter den Decks und werden das Klärbecken in einen Tanzkessel verwandeln. In die Sets reinhören könnt ihr weuter unten. (Bilder: Freizeitlärm e.V.)


The Place to be


Zum Erlebnis gehört ohne Zweifel auch das Setting. Das Alte Klärwerk versprüht einen besonderen, beinahe einzigartigen Charme. Einerseits eher rau und industriell - was ihm im gutbürgerlichen Oldenburg schon einen Sonderstatus verleiht. Andererseits aber auch atmosphärisch und - ja, tatsächlich - gemütlich. Das EAE vereint das scheinbar Unvereinbare: Den urbanen Vibe großer Metropolen mit dem herzlichen Spirit der Kleinstadt. Auch wenn der Sound manchmal dark oder clean ist: Das Herzblut der vielen Menschen, die am EAE mitgearbeitet haben, ist hier immer zu spüren.


EINZIARTIGER LOST PLACE VOM KLÄRBECKEN ZUM DANCEFLOOR Wer das Gelände des EAE mal bei Tageslicht besucht hat, kann es sich kaum vorstellen. Der verwunschene Ort mit spröder Industrieromantik und üppiger Spontanvegetation drängt sich auf den ersten Blick nicht als angesagte Event-Location auf. Auf den zweiten allerdings schon, wenn man ein Auge für die Dinge hat.

Lost Place: Bei Tageslicht erahnt man kaum, wie stimmungsvoll es nachts wird. (Bild: Kulturschnack)

Im Vorfeld des zweiten Festivals haben wir uns mit Gesine vom Freitzeitlärm e.V. auf dem Gelände des Alten Klärwerks getroffen. Es befand sich damals im Zwischenstadium: Vom gröbsten Unkraut befreit, aber längst noch nicht ready to roll. Die Bilder von damals geben einen guten Einruck davon, wie sehr sich das Areal für das EAE wandelt - wie viel Wert die Veranstalter:innen aber auch darauf legen, eine einzigartige Atmosphäre zu kreieren. Alles weitere: Hier!


Die Stärke des Bookings


Einen eigenen Charakter hat das Festival aber nicht nur, was die Atmosphäre angeht, sondern auch was den Sound betrifft. Hat man bei er Premiere 2021 noch die großen Namen verpflichtet und in der Szene damit für Aufmerksamkeit gesorgt, ging man bereits im Folgejahr dazu über, das Line-up möglichst paritätisch zu besetzen: „Uns ist es wichtig, dass wir möglichst viele weibliche Acts nach Oldenburg holen, weil sie beim Booking oft unterrepräsentiert sind“, erklärt Gesine.





Genau das ist eine Stärke des Bookings: Dem Team von Freizeitlärm ist es gelungen, vorwiegend weibliche DJ*s zu verpflichten, die sich schon einen Namen gemacht haben, die häufig sogar (inter-)national bekannt sind, die aber noch nicht an der Spitze der Szene angekommen sind. „Wir freuen uns, DJ*s wie Britta Arnold, Commander Love, Pilocka Krach, Sarah Farina, Gigee und viele überregionale und regionale andere hier in Oldenburg begrüßen zu dürfen“, nennt Gesine Namen, die einigen bekannt vorkommen dürften. Und wer oben durch das Line-up scrollt, wird feststellen: Parität war gestern! Das EAE 2024 dürfte eines der weiblichsten Techno-Festivals überhaupt sein.


Qualitativ bedeutet der feministische Ansatz keinerlei Abstriche, gleichzeitig macht er Entdeckungen möglich und bietet den Acts mehr Präsenz. Manche Gäste hätten sicher gern einen absoluten Mega-Star im Line-up, aber das würde nur die üblichen Nebenwirkungen nach sich ziehen: Die Tickets wären schneller vergriffen, Teile des Publikums würden nur auf den Main Act warten, der große Name würde alle anderen überlagern. Die Gefahr besteht nun nicht - und sorgt dafür, dass alle Acts gleichermaßen abgefeiert werden können.


Klang- und Farbwelten: Das EAE hat eine einzigartige visuelle und musikalische Identität. (Bild: Kulturschnack)

Absolut außergewöhnlich


Boom. Boom. Boom. Für einige mag dieser Sound eine unverschämte nächtliche Ruhestörung sein. Für hunderte Menschen ist er aber eine Verheißung: Drei Tage Tanzen, Träumen und Feiern, vielleicht auch einfach: Das Leben genießen. Tatsächlich findet im Alten Klärwerk ein außergewöhnliches Ereignis statt, das viel mehr ist als „nur“ Musik - denn das EAE lässt sein Publikum in eine Klang- und Farbwelt abtauchen, die sich extrem von unserem Alltag unterscheidet. Dieses Spektakel hallt nicht nur durch die Oldenburger Nacht, sondern auch lange in den Köpfen nach. Selbst wer mit Techno und Elektro sonst wenig am Hut hat, sollte es deshalb nicht verpassen. Also los, besorgt euch Tickets, denn es ist: Zeit für ein Ereignis!



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