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MATHILDA KOCHAN: DAS NEUE K

Das Theater k der Kulturetage wurde lange überstrahlt von der bedeutenden Konzertbühne im selben Haus. Doch es hat sich was getan in der Bahnhofstraße: Seit dem Führungswechsel zum Jahresanfang 2023 setzt das Theater k viele neue Akzente und entwickelt ein eigenes Profil. Verantwortlich dafür: Die neue Leiterin Mathilda Kochan. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, was sich verändert hat - und was noch folgen soll.


Mathilda Kochan, Leiterin des Theater k in Oldenburg im Theatersaal in der Kulturetage.
Kreativgeist im natürlichen Habitat: Mathilda Kochan hat mit dem Theater k das ideale Umfeld gefunden, um ihre Ideen nach und nach umzusetzen. (Bild: Kulturschnack)

Theaterleuten wird eine gewisse Extravaganz nachgesagt. Wer eine Weile in der Szene unterwegs ist, weiß aber, dass die Charaktere dort höchst unterschiedlich sind. Es gibt die Unauffälligen ebenso wie die Exaltierten, gemeinsam haben sie vor allem ihre Unterschiedlichkeit. Was jedoch häufig spürbar ist - und was gern mit Extravaganz verwechselt wird - ist die ungeheure, manchmal geradezu überbordende Kreativität.


Wer Mathilda Kochan begegnet, spürt sie sofort. Denn selbst in der ruhigsten Momenten, inmitten einer sinnfreien Plauderei über das Oldenburger Wetter, kommt es immer wieder zu kleinen kreativen Eruptionen. Eindringlich schildert sie dann ihre Ideen, brennend interessiert, was ihr Gegenüber davon hält. Das zeigt: Hier ist ein Mensch mit großer Leidenschaft am Werke, der seinen Gestaltungsdrang manchmal nur schwer zügeln kann. Umso besser, dass Mathilda seit zwei Jahren eine Position hat, in der sie ihn voll ausleben kann. Als neue Leiterin des Theater k in Oldenburg begab sie sich auf die Suche nach einem eigenständigen Profil, das die Geschichte des Hauses mit ihren eigenen kreativen Visionen vereint. In unserem Interview erklärt sie, wie man ein Theater neu erfindet, ohne dabei das Alte zu vergessen.



 


Mathilda, du hast Anfang 2023 die Leitung des Theater k übernommen. Kannst du dich an deine Gedanken erinnern, als die Zusage kam?


Ja, allerdings! Die Zusage wurde damals eingeleitet mit „Fall du noch Bock hast...“ und ich konnte nur antworten: „Ja, allerdings habe ich noch Bock“! (lacht) Ich habe eigentlich nie eine Führungsposition angestrebt, habe mir nie große Ziele gesetzt, die ich dann unbedingt erreichen wollte. Lieber bin ich meinem Gefühl gefolgt und habe eine natürliche Entwicklung genommen. Auf der anderen Seite war ich künstlerisch schon immer sehr aktiv und habe viele eigene Projekte umgesetzt - als Regieassistentin am Oldenburgischen Staatstheater oder als freischaffende Künstlerin. Deshalb kannte ich mich aus mit Anträgen und Finanzierungen. Ich wusste auch, was es letztendlich braucht, um das zu erwecken, was in uns schlummert und was rauswill als Idee oder als Gedanke zur Gesellschaft.


Das ist auf jeden Fall mein Schwerpunkt: Gesellschaftliche Themen zu erkennen, aufzugreifen und zu behandeln. Und das passt natürlich perfekt zu einer soziokulturellen Institution wie der Kulturetage und dem Theater k.


Das Logo der Kulturetage Oldenburg an der Fassade des Gebäudes
Im Zeichen des k: Die Kulturetage ist mit Theater k, Cine k, kreativ:LABOR und eigener Halle ein Knotenpunkt der Kultur in Oldenburg. (Bild: Kulturschnack)

Wie waren damals deine ersten Eindrücke? Hattest du das Gefühl, das Theater k hatte ein klares Profil, mit dem du umgehen musst? Oder lag da gewissermaßen ein weißes Blatt Papier vor dir und du konntest frei gestalten?


Beides. Es gab ein klares Profil, und wenn ich es mit einem Wort beschreiben sollte, dann wäre es: Boulevard. Der Ansatz hat durchaus eine Berechtigung, aber er ist überhaupt nicht das, was ich mir vorstelle. Was mich aber von Anfang an sehr interessiert hat, waren die Wurzeln dieser Institution. All diese Sachen, die in den 80er und 90er Jahren hier stattgefunden haben, die oft sehr experimentell, jung, frisch und politisch waren. Diese Spuren habe ich hier entdeckt und wollte sie wieder stärker im Programm sichtbar machen. Deswegen gibt es den neuen Slogan: „Neue Triebe, alte Wurzeln“. Damit wollen wir sagen: Ja, es gibt diese historische Basis - aber wir wollen sie nun zu neuem Leben erwecken.


Du hast ja eigene Vorstellungen für das Theater k mitgebracht. Setzt man die rigoros um? Oder bringt man sie mit dem Vorhandenen zusammen und lässt sie „zusammenwachsen“ - um das Bild wieder aufzunehmen.


Auch hier ist es eine Mischung aus beidem. Es gibt bestimmt Leute, die schon eine Vision für sich entwickelt haben und sie dann eins zu eins umsetzen wollen. Aber ich persönlich finde diesen Weg nicht so gut. Man sollte das, was man vorfindet, erst einmal anschauen und ihm mit Respekt und Geduld begegnen. Dann kann man Fragen stellen:


Was ist da? Warum ist das so? Was hat sich daran etabliert? Was soll bleiben? Was muss neu hinzukommen oder was kann auch eventuell komplett wegfallen?


Mathilda Kochan, Leiterin des Theater k in Oldenburg, bei Proben für „Fräulein Braun“ mit der Schauspielerin Lotta Paulina.
Viel Arbeit: Neben der Leitung übernimmt Mathilda Kochan immer wieder auch die Regie - wie hier mit Hauptdarstellerin Lotta Paulina bei „Fräulein Braun“. (Bild: Kulturschnack)

Du musstest das Theater k also erst einmal verstehen lernen, parallel dazu aber sofort eine neue Spielzeit planen. Das klingt sehr anspruchsvoll. Wie hast du das empfunden?


Genau so! (lacht) Manche denken vielleicht: Für einen Generationenwechsel stellt man ein paar junge Leute ein und damit ist es dann getan. Da kann ich nur sagen: Überhaupt nicht! Es ist eine Transition, eine Übergangsphase, und die haben wir hier auch so gestaltet. Ich habe intensiver als je zuvor darüber nachgedacht, was diese Stadt noch brauchen könnte. Eine zentrale Rolle spielte dabei der soziokulturelle Aspekt dieser Institution. Er ist für mich sehr mit der Gesellschaft, mit der Stadt, mit der Umgebung und auch mit dem Blick über den Tellerrand verbunden. Es ging deshalb nicht nur darum, welche Stücke wir spielen, mit welchen Leuten und mit welcher Ästhetik. Es ging um die Notwendigkeit, eine Institution zu ergründen und neu zu definieren. Das braucht Zeit. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir von der Soziokultur Niedersachsen eine Strukturförderung für drei Jahre bekommen haben. Dadurch können wir unser neues Selbstverständnis klarer ausarbeiten.


Wir sind nicht nur ein Theater, wir sind ein soziokulturelles Theater. Und darauf liegt ab der kommenden Spielzeit auch der Fokus. Wir wollen Community-Arbeit leisten und Menschen miteinander vernetzen.


Der Eingang des Theater k und des Cine k in der Kulturetage in Oldenburg
Soziokulturelles Zentrum: Der Begriff klingt sperrig, steht aber für starkes Programmkino - und nun auch für ambitioniertes Theater. (Bild: Kulturschnack)

Was genau ist denn „soziokulturelles Theater“?


Ich denke dabei an Teilhabe und Gleichberechtigung. Wir wollen hier im Theater k einen dritten Ort schaffen, wo man gerne hingeht und an dem man sich gerne aufhält. Dabei trifft man gleichgesinnte, nette, spannende Menschen und kommt ins Gespräch über die relevanten gesellschaftlichen Themen. Und die kann man dann gemeinsam künstlerisch behandeln mit den Methoden des Theaters.


Man soll hier also nicht nur zum Anlass einer Vorstellung herkommen?


Richtig. Ich möchte ein bisschen ein bisschen weg vom bisherigen Schema. Das bedeutete meist: Wir machen für vier bis sechs Wochen die Tür zu, wir erstellen, produzieren, proben - und machen die Tür wieder auf. Dann dürfen alle rein, klatschen möglichst laut sagen vielleicht noch: „Habt ihr toll gemacht!“ Dieses Prinzip finde ich ziemlich langweilig und ich glaube, Theater kann mehr als das.


Rund um den Globus gibt es spannende Ansätze, Theater ein bisschen anders zu denken und die Frage zu stellen: Was kann es noch darüber hinaus sein?

Die Türen des Theater k werden also offener sein. Was bedeutet das konkret? Sollen die Leute zu euch kommen, ihre Meinung sagen und ihre eigenen Ideen einbringen?


Es gibt den berühmten Satz von Joseph Beuys: „Jeder Mensch ist ein Künstler“. Es ging dabei um die soziale Plastik, die unsere Gesellschaft als ein Gesamtkunstwerk begreift, das von allen beeinflusst wird. Das ist natürlich sehr philosophisch, aber ich glaube durchaus an die Kreativität der Menschen - vor allem wenn, wenn sie aus der Notwendigkeit heraus entsteht, dass man unbedingt etwas sagen will. Das ist zum Beispiel bei der Bürger:innenbühne so: Dort machen die Leute mit, weil sie einen Bezug zum Thema haben. Ihre mitgebrachten Gedanken und Biografien können dann mit Regie und Bühnenbild geformt werden. Und dann entsteht eben ein Kunstwerk aufgrund der Erfahrungen derjenigen Menschen, die dabei sind - und nicht nur die Interpretation eines fremden Textes.



Emotional und tiefgründig: Die Ergebnisse der ersten Bürger:innenbühne zum Thema „Trinken“ waren beeindruckend. Mehr zum Format lest ihr in diesem Beitrag. (Bilder: Theater k)


Du hast mit alledem langfristige Prozesse angestoßen. Schließlich dauert es, bis eine Vision entstanden ist und bis sie nach außen dringt. Was sagt dein Gefühl: Wie weit bist du auf deinem Weg schon gegangen?


Schon ein gutes Stück. Ich habe mich ein bisschen entspannt, weil ich das Gefühl habe, dass unsere Ausrichtung tatsächlich genau genau das ist, was in dieser Stadt noch fehlte. Sie kann uns als Institution, vor allem aber die Menschen, die wir ansprechen, immer wieder neu motivieren und genau deshalb gut richtig funktionieren.


Du hast gerade schon die Bürger:innenbühne erwähnt, die im Theater k eine eigene Sparte bildet und damit eine Art Rückgrat darstellt. Obwohl sie beinahe zeitgleich mit dem ähnlich ausgerichteten Stadt:Ensemble des Oldenburgischen Staatstheaters startete, lief sie von Anfang an erfolgreich. War das eine frühe Bestätigung für dich und deinen Kurs?


Absolut, ja. Es war das erste Konzept, das ich überhaupt ins Theater k reingebracht habe, weil ich dachte: So was könnte man machen, das fehlt hier noch. Natürlich gibt es in Oldenburg sehr viele Initiativen für Bürger:innen, die Theater spielen wollen. Aber explizit dieses Konzept, das an das Dresdner Modell angelehnt ist, gab es noch nicht. Dabei geht es immer sehr spezifisch um ein gesellschaftlich relevantes Thema. Das bedeutet: Mit den Mitteln des Theaters leuchtet man - wie mit einem Spot - in die Gesellschaft hinein und schaut sich an: Was ist da eigentlich? Wir haben im Jahr 2024 mit dem Thema „Trinken“ angefangen, das von heiter bis tragisch eine große Bandbreite abbilden kann. Wir haben ja auch gesehen, was daraus geworden ist, das war sehr emotional und sehr tiefgründig. Das zweite Thema ist nun „Online-Dating“ und es deutet sich jetzt schon an, wohin es mit der Bürger:innenbühne gehen kann. Für mich ist sie nicht mehr nur ein Ensemble von Menschen, die zu einem Thema gerne Theater spielen. Wir sind schon einen Schritt weiter. Es ist ein Kollektiv, das möglicherweise auch Theater spielt, das aber vor allem künstlerische Formate erarbeitet, die in diesem Theaterraum oder aber auch im öffentlichen Raum stattfinden können.



Das Plakat zu „Swipe, Match, Love“, der zweiten Produktion der Bürger:innenbühne des Theater k in Oldenburg
Der zweite Streich: Nach dem Erfolg der Premiere der Bürger:innenbühne folgt im April/Mai 2025 „Swipe, Match, Love“ zum Thema Online-Dating. (Grafik: Theater k)

Die Bürger:innenbühne ist eine Theaterproduktion, gleichzeitig aber auch eine Momentaufnahme der Stadtgesellschaft. Sie behandelt reale Themen, die Leute bewegen oder prägen. Ist das noch Theater oder ist es schon mehr?


Wir versuchen immer, Theater auch über seine Grenzen hinaus zu denken. Wir wollen uns ständig hinterfragen und nicht an alten Gesetzmäßigkeiten orientieren. Lass mich das anhand eines Beispiels erklären: Ich möchte gerne ein Format für Menschen mit Seh-Beeinträchtigungen erarbeiten. Das würde eine komplette Transformation von unserer Räumlichkeiten bedeuten, weil sie überhaupt nicht darauf ausgerichtet sind. Warum will ich das trotzdem? Aus zwei Gründen: Zum einen schaffen wir ein kulturelles Angebot für diese besondere Zielgruppe. Zum anderen finde ich es aber auch total spannend, dieses Thema zu erforschen.


Theater ist ja wahnsinnig auf das Visuelle fixiert, etwa auf die Schauspieler:innen und welche Kostüme sie tragen oder auf das Bühnenbild, das pompös oder minimalistisch ist, aber auf jeden Fall beeindrucken soll. Und ich frage mich: Wie wäre es, wenn wir uns nicht darauf fokussieren? Was gibt es noch? Diese Fragen zu stellen und zu beantworten, ist für mich auch eine Art Erneuerung des Theaters selbst.


Zwischen klassisch und krass: „Fräulein Braun“ von Ulrich Hub ist zwar ein Schauspiel, aber keines von der Stange. (Bilder: Stephan Walzl)


Das ist ja ein neuer Blick aufs Theater, vor allem im Vergleich zum vorhin erwähnten Boulevard. Dort sucht man Stücke mit Mass Appeal aus. Ihr schaut jetzt aber in die Gesellschaft und was dort passiert. Ist die Publikums-Wirksamkeit deswegen zweitrangig? Oder spielt das durchaus noch eine Rolle bei der Themenwahl?


Wir spielen natürlich auch Stücke wie „Fräulein Braun“ oder die „Eingeschlossene Gesellschaft“ und es ist für alle Beteiligten weiterhin am schönsten, wenn sie möglichst ausverkauft sind. Für uns als Theater k bleibt es auch überlebenswichtig, dass Menschen Karten kaufen, das ist klar. Aber bei diesen anderen Projekten finde ich die reine Quantität tatsächlich nicht ganz so wichtig. Ich hoffe natürlich, dass nach und nach mehr und mehr Menschen kommen, aber ich habe tatsächlich das Gefühl, dass wir - es klingt jetzt vielleicht ein bisschen pathetisch - auch ein neues Publikum brauchen. Denn auch hier gibt es einen Generationswechsel. Und ich frage mich, wer ist heute 25 und geht gerne ins Theater? Diese Menschen interessieren mich wahnsinnig, denn sie sind ja unsere Zukunft. Sie werden die Führungspositionen haben, unsere Gesellschaft vorantreiben, sich politisch engagieren. Wie machen Sie das? Wo machen Sie das? Wovon lassen sie sich inspirieren?


Gehen Sie ins Theater? Und tun sie das vielleicht nur, weil Mama und Papa das möchten oder Oma und Opa eine Karte gekauft haben? Oder gibt es da ein aufrichtiges Interesse? Hat wiederum das Theater ein aufrichtiges Interesse an dieser Generation? Und wenn ja, wie drückt sich das aus?

Ich möchte diese jüngeren Leute gerne verstehen und herausfinden, wie man sie erreicht, was sie brauchen und was für sie spannend ist. Bei unserem Projekt „Herzblatt“ hatte ich das Gefühl, dass es sehr viele junge Leute anspricht, die gerade diese alten Datingshows auf eine wunderschön verspielte, ironische Art und Weise feiern. Mit solchen Formaten könnte auch im Publikum ein gewisser Generationswechsel gelingen.



Mathilda Kochan, Leiterin des Theater k in Oldenburg im Theatersaal in der Kulturetage.
Angekommen: Mathilda Kochan fühl sich wohl in ihrem „Wohnzimmer“, dem Saal des Theater k. Allzu gemütlich macht sie es sich aber nicht - zu groß ist der Wunsch nach Veränderung. (Bild: Kulturschnack)

Das Publikum könnte sich also nach und nach verändern. Und wie ist es auf der Gegenseite? Ist es ein bewusster Ansatz, jungen Schauspieler:innen ein Podium zu bieten, damit frischer Wind reinkommt und sich daraus auch ein klares Profil entwickelt?


Es geht in diese Richtung. Bei „Fräulein Braun“ sind zwei sehr junge Schauspielerinnen dabei. Eine von ihnen, Lotta Paulina, hat hier in Oldenburg an der Kulturetage angefangen zu spielen. Nach ihrem Studienabschluss als Schauspielerin in Rostock ist sie jetzt in die alte Heimat zurückgekehrt, um hier zu debütieren. Wir haben immer Interesse daran, neuen Leuten eine Chance zu geben. Das betrifft auch Gastspiele von jungen Kollektiven oder neuen Ensembles. Wir möchten unsere Bühne gerne denjenigen Leuten anbieten, die sie brauchen, die aber auch zu uns passen. Wir schreiben zum Beispiel auch Regiearbeiten aus. Es ist total unüblich, dass man nicht einfach befreundete Regisseur:innen fragt. Aber wir sind einfach sehr interessiert an diesen neuen Impulsen. Und ich tue das letztlich auch für mich selbst, denn so sehe ich ganz neue Handschriften, die man hier so noch nie gesehen hat.



Plakat für „Fräulein Braun“ des Theater k in Oldenburg
Gehören weiterhin zum Repertoire: Klassische Schauspiele. Doch auch bei „Fräulein Braun“ gibt es einen Twist: Es wurde von einem rein weiblichen Team produziert. (Bild: Kulturschnack)

Ihr wollt Menschen erreichen, die bisher nicht so viel im Theater waren, ihr gebt junge Künstler:innen ein Podium. Sind solche Veränderungen letztlich das Lebenselixier für die Kulturszene? Ist es sogar zwingend nötig, dass man Häuser auch mal neu erfindet, damit sie lebendig bleiben?


Ich glaube, die Gesellschaft ist stets im Wandel. Insofern: Ja! Ich bin zwar absolut für die Erhaltung der Tradition. Ich komme von der klassischen Musik, ich liebe Gustav Mahler, ich brauche ab und zu auch Rachmaninow. Da gibt es wahrscheinlich viele, die sagen würden: Das kann alles weg. Ich finde es aber wahnsinnig wichtig, dass wir die Fähigkeiten nicht verlernen, solche Werke aufzuführen. Das ist wie Leistungssport, nur heißt es bei uns Hochkultur. Die braucht es auch, das würde ich nicht missen wollen. Andererseits denke ich aber, dass wir uns die Strukturen der Institutionen durchaus anschauen sollten. Sind sie hierarchisch geprägt oder gibt es vielleicht New Work? Mit welcher Energie arbeitet man miteinander? Wie werden Proben gestaltet? Diese ganze innere Architektur muss stets renoviert werden.


Wenn du merkst, da ist eine Schraube locker, dann musst du sie festmachen, sonst fällt alles auseinander. Und manchmal ist sie eben verrostet und dann muss sie raus und eine neue her, damit alles hält.


Anne-Sophie Zarour, Gastgeberin von „Annes Kultursalon“ im Theater k in Oldenburg
Gehört fest zum Programm de neuen Theater k: Anne-Sophie Zarour, Gastgeberin bei „Annes Kultursalon“. Klickt auf das Bild, um unsere ausführliche Vorstellung des Formats zu lesen. (Bild: O. Betke)


Es geht also nicht immer um Abriss und Neubau. Manchmal ist auch eine Sanierung oder Renovierung die richtige Antwort?


Alles hat seine Berechtigung. Es muss aber immer und immer wieder hinterfragt werden: Ist es noch gut? Ist es noch richtig? Soll das wirklich so? Und wenn einige Antworten „Nein“ lauten, dann muss eine Erneuerung und Weiterentwicklung stattfinden. Und genau das passiert jetzt im Theater k.




 


K wie Kultur, K wie Kochan


Wie gesagt: Theaterleuten wird eine gewisse Extravaganz nachgesagt. Und auch bei Mathilda Kochan drängt sich der Eindruck auf, dass man es nicht unbedingt mit einer grauen Maus zu tun hat. Zu zahlreich sind die Ideen und Impulse, die ihr fortwährend in den Sinn kommen. Zu stark ist der Drang, diese Ideen auch umsetzen und andere dafür begeistern zu wollen. Und zu groß ist die Leidenschaft für kreatives Theater, das alte Grenzen sprengt.


Oldenburg darf sich glücklich schätzen, dass es der gebürtigen Warschauerin so ging wie nun manchen der jungen Schauspieler:innen und Regisseur:innen, die in diesen Monaten vom Bahnhof aus zur Kulturetage gehen und denken: Wow, ein toller Ort! „Ich habe ein sehr gutes Gefühl gehabt, als ich damals nach Oldenburg kam“, erinnert sich Mathilda. „Deshalb wollte ich unbedingt hier bleiben.“ Das heißt für sie aber nicht, die Stadt weihevoll auf einen Altar zu stellen und sie möglichst unberührt zu lassen. Im Gegenteil, ihre Wertschätzung drückt sich in dem Wunsch nach Weiterentwicklung aus. Das spürt man bei ihren Projekten mit „Die Loge“ - das spürt man aber insbesondere an der Transformation des Theater k. Boulevard? Das war früher. Denn jetzt gibt es: das neue k!

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